Der Main schlängelt sich von Bamberg bis Mainz auf einer Länge von 384 km durch drei unterschiedliche Bundesländer in Deutschland. Für uns bedeutete das in jedem Bundesland eine neue Corona Bestimmung…

Der Main von Bamberg nach Schierstein

05.06.21 Flusskilometer 384 - Bamberg - Schweinfurt

Crewwechsel…
Nachdem Susi nach Hause fahren musste um wieder zu arbeiten, kam die neue, steirische Crew zu mir an Bord. Sie wollten mich bis Mainz oder, wie sich später herausstellen sollte, Schierstein, begleiten.

Samstag früh, gleich nach dem Crewwechsel sind wir vom Motor und Segelclub Coburg in Bischberg losgetuckert. Charly begleitete uns noch mit seinem Gummi-Motorboot bis zur Schleuse Viereth um uns zu verabschieden. Relativ plan – und ziellos versuchten wir unterwegs einen netten Liegeplatz zu finden. Unser Wunsch wäre Wipfeld gewesen, doch schnell stellte sich heraus, das wir mit unseren 1,8 m  Tiefgang chancenlos waren um anlegen zu können. Der Hafenmeister wollte uns auch klarmachen, dass wir am Main als Segelboot sowieso kaum wo Platz finden würden.

Wir ließen uns jedoch nicht entmutigen und so fanden wir an der Schweinfurter Stadtmauer ein Quartier für die Nacht. Nach dem Anlegebier, das dank der steirischen Crew wieder Usus wurde, gingen wir erst einen Happen essen. Nachdem wir zurück an Bord waren, kam die Hafenmeisterin angeradelt und wollte 5 € Stromgeld. Das mit dem Strom wäre kein Problem gewesen, hätten nicht die Jugendlichen bis 5 Uhr Früh Party neben unserem Schiff gefeiert…

06.06.21 Flusskilometer 332 - Schweinfurt - Würzburg

Man merkt schon, dadurch dass die Schifffotografin nach Hause gefahren ist, wird es auch mit den Fotos etwas weniger…

Gerädert nach der passiven Party Nacht standen wir um 05:30 Uhr auf und kochten uns erst einmal Kaffee. Da wir direkt neben der Schleuse Schweinfurt lagen hatten wir direkte Sicht auf die Schleusenzufahrt. Ein kurzer Blick mit fadem Auge in Richtung Schleuse genügte und wir erspähten ein Frachtschiff das gerade in die Schleuse einfuhr. Sogleich riefen wir beim Schleusenwärter an ob wir auch gleich mitfahren dürften. OK war die Antwort und so hatten wir unseren Schleusenöffner des Tages gefunden 🙂

Der holländische Frachter vor uns war echt ein Glücksfall. Wir schafften 80 km und konnten 9 Schleusen gut machen. Um 18:00 konnten wir im Sportboothafen Würzburg festmachen.

Highlight des Tages – leider nicht für Michi:
Vor der Schleuse Dettelbach mussten wir uns an der Spundwand vor der Schleuse festmachen und auf die Einfahrtserlaubnis warten, weil ein großes Frachtschiff erst noch geschleust werden musste. Nachdem es aus der Schleuse ausgefahren und am Ende der Spundwand war, produzierte es durchs Gas geben so einen Wellenschlag, dass Michaels Handy aus seiner Brusttasche direkt über Bord fiel. Somit war es auch für Michi eine ruhige Woche. Leider waren die Fotos futsch… 

 

07.06.21 Flusskilometer 253,2 - Würzburg - Wertheim

Aufgrund des schlechten Wetters blieben wir heute etwas länger im Bett. Nachdem wir schließlich doch aus den Federn gekommen sind, wurde die Crew noch einmal zur Körperpflege aufgerufen, weil man sich nicht sicher sein konnte, wo die nächste offene Dusche war.

Die heutige Tagesetappe wäre Lohr gewesen. Das Problem mit Lohr aber war, dass der gesamte Hafen aufgrund von Covid geschlossen war. Deswegen haben wir umdisponiert und sind die 96 km bis Wertheim gefahren. Um in den Hafen zu kommen, der in der „Tauber“ – Mündung liegt, mussten wir erst unter einer Brücke zwischen zwei Brückenpfeilern durchfädeln und dann etwa 500 Meter Fluss aufwärts fahren. Weil sich das Ganze allerdings hinter einer kleinen Landzunge befindet, hat hier der Main etwas Sand in die Kurve geschaufelt und wir küssten beim Abbiegen den sandigen Mainboden.

Unser Liegeplatz für die Nacht war das Clubschiff des MYC Wertheim an das wir uns im Packerl anlegten. Duschen und WCs waren geschlossen. Die einzige Infrastruktur war, dass wir unseren Müll dort lassen konnten. Nach einem Stadtbummel mit anschließender Pizza und Bier to go gingen wir entspannt zu Bett.

08.06.21 Flusskilometer 156,6 - Wertheim - Miltenberg

Am nächsten Tag gab’s frisches Gebäck vom Bäcker zum Frühstück. Nach dem Frühstück ging ein Teil der Crew einkaufen und ich blieb zurück um die Motorwartung zu erledigen.

Als wieder alle zurück an Bord waren und der Einkauf gestaut war, legten wir ab. In Schweinfurt haben wir den Tipp bekommen, dass man im Städtchen Miltenberg unbedingt halten muss, weil es ein Juwel sein soll. Da wir es sowieso nicht mehr recht eilig hatten, weil wir die letzten Tage so flott unterwegs waren, fuhren wir lediglich die 30 km bis zum Yachtclub Miltenberg

Es war auf jeden Fall wert hier zu stoppen. Nach dem Essen und dem obligatorischen Anlegebier wanderten wir in die Stadt. Miltenberg selbst ist ein Traum. All die Fachwerkbauten mit den windschiefen Häuschen. Die Architektur geht teilweise bis ins 12. Jahrhundert zurück. 

Am Rückweg zogen sehr schnell schwarze Wolken am Himmel auf. Kurze Zeit später fielen schon vereinzelt schwere Tropfen vom Himmel. Zwei Minuten später goss es in Strömen. Stefan und ich konnten gerade noch schnell genug laufen um zum Yachtclub zu kommen. Michael und Herwig mussten sich unterwegs unterstellen. Es schüttete, hagelte und wehte teils so stark, dass wir selbst unter dem Vereinshaus, welches nach allen vier Seiten offen war, weil es auf Stelzen stand, nass wurden. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei.
Um das Spektakel ausklingen zu lassen, durften wir uns netterweise ins Clubhaus des Vereins setzen.
Für die Nachbesprechung hatten wir drei Flaschen des leckeren örtlichen Rieslings nötig. Als es Zeit wurde zum Schlafen gehen, musste Michael leider feststellen, dass es trotz geschlossener Luke ins Vorschiff geregnet hatte. Eilig legten wir alles trocken und begaben uns zur Nachtruhe.

09.06.21 Flusskilometer 125,1 - Miltenberg - Hanau

Nach einer ausgiebigen Dusche haben wir gegen halb 9 Uhr erstmal die Schleuse angefunkt. Der nette Schleusenmeister hat gemeint, dass wir langsam kommen können, allerdings wartet er noch auf einen französischen Frachter, dessen Crew in Miltenberg zum Einkaufen gegangen ist. Sollten sie nicht bis 09:00 zurück sein, so würden wir gesondert geschleust werden.

Von Linz weg hatte ich das Gefühl, dass mit unserer UKW-Funkanlage etwas nicht stimmte. Am AIS sah ich kaum Schiffe. Wenn dann nur, wenn man sie auch mit freiem Auge vorm Bug erkennen konnte. Dafür hätte ich aber kein AIS gebraucht. Deswegen überprüfte Herwig mit dem Messgerät noch schnell die Funkantenne und stellte fest, dass die „hinüber“ war. Daraufhin bauten wir mit einer Messstrippe eine provisorische Antenne an unseren „Mast“. Siehe da, selbst mit dieser Antenne konnten wir plötzlich Schiffe im Umkreis bis zu 10 km ausmachen.

In Hanau, kurz vor Frankfurt wollten wir Station machen. So sind wir nur 6 Schleusen und 69 km an diesem Tag gefahren. Immerhin jedoch wechselten wir wieder das Bundesland und somit fuhren wir von Bayern nach Hessen. Im Hanauer Bootsclub wurden wir dann sehr herzlich von einem Crewmitglied aufgenommen. Uns wurde erklärt, dass wir die ersten Gäste in dieser Saison sind. Das bedeutete, dass wir zwar WCs, aber keine Duschen haben werden. Egal, nett war‘s allemal zu plaudern. Abends gingen wir dann noch zum Kroaten um die Ecke und ich kam um die Cevapcici nicht herum 😉

10.06.21 Flusskilometer 55,9 - Hanau - Frankfurt

Heute fahren wir bis Frankfurt. Es ist gar nicht so einfach, in einer Großstadt einen passenden Liegeplatz zu finden. Im WSC Kaiserlei fanden wir dann einen echt netten Anleger mit sehr sehr freundlichen Leuten. Zufällig kamen wir auch noch neben einem roten Stahlboot zu liegen:-)

Robert, der Clubwart  im WSC Kaiserlei, ein 92-Jähriger Wiener, war vor langer Zeit nach Frankfurt ausgewandert. Er wohnte auf seiner Motoryacht und fuhr bis vor kurzem noch quer durch Europa damit. Sehr zur Freude dass er uns Österreicher getroffen hatte, gab er gleich ein paar Anlegebierchens aus.  

Während sich die übrige Crew mit den Clubmitgliedern anfreundete, erledigte ich noch ein paar anstehende Wartungsarbeiten am Schiff. Nachdem ich später zu der illustren Runde im Clubhaus stieß, waren wir auch schon zum Abendessen eingeladen. 

Als Menü stand gegrillte Leber mit Apfelspalten, Kartoffelpüree und Eisbergsalat mit Kernöl auf der Speisekarte. Das Kernöl kam natürlich von uns bzw. meiner steirischen Crew. Dass wir mehr Freude mit dem Öl als unsere hessischen Freunde hatten, war eigentlich klar. Im Gegenzug aber hatten wir sehr viel Freude mit ihrem Apfelwein. Spät Abends, als keiner mehr gerade sitzen konnte wankten wir zum Schiff zurück.

Was wir hoffen ist, dass wir dem Club keinen zu großen finanziellen Schaden zugefügt haben, weil sich die 20€ Liegegeld schon nach dem Anlegebier amortisiert hatten.

Wir möchten uns auf jeden Fall bei Euch noch recht herzlich für die Gastfreundschaft bedanken 🙂

11.06.21 Flusskilometer 38,8 - Frankfurt - Schierstein

Nachdem wir uns von unserem Freund Robert verabschiedet hatten, legten wir gegen 10:00 Uhr in Frankfurt ab. Vor der letzten Mainstaustufe, der Schleuse Kostheim, mussten wir rund eine Stunde auf die Schleusung warten. Als es dann soweit war, durften wir hinter dem Frachter „Tatiana“ einfahren. Die Schleusenkammer war so lang, dass selbst vor der „Tatiana“ noch ein Frachter gemeinsam mit uns bergab geschleust wurde.
Vor der Schleuse waren es nur wenige Kilometer bis zur Mainmündung. Etwas oberhalb von Rheinkilometer 497 war es dann soweit: Wir mündeten in die „Autobahn“ Rhein. Nicht nur, dass es auf Grund der Strömungsgeschwindigkeit hurtig zur Sache ging, es waren auch die Wellen, die die Gischt über unser Deck hinweg spritzen ließ. Glücklicherweise haben wir den Mast, auf Anraten von Jürgen Kirchberger, in Linz noch einmal ordentlich verzurrt.

Nachdem wir zwischenzeitlich mit 18 Stundenkilometern unterwegs waren, dauerte es keine halbe Stunde bis wir in Schierstein schon wieder von der „Autobahn“ runter gebogen sind. 

Das Hafenbecken von Wiesbaden – Schierstein ist so groß, dass selbst kleinere Segelboote darauf segeln. Nebenbei muss auch festgehalten werden, dass hier einige sehr gute Shark 24 Segler beheimatet sind.

Beim WSV Schierstein hatten wir uns einen netten Anlegeplatz angelacht. Nach dem Anlegebier kochte uns Herwig endlich seine berühmten Eiernockerl, die er uns schon seit Miltenberg versprochen hatte. Zum Ausklang unserer gemeinsamen Main-Fahrt probierten wir natürlich noch die regionalen Weine, die wir unterwegs gekauft hatten. Somit wurde es trotz trockenem Wetter noch ein letzter gemeinsamer feucht-fröhlicher Abend. Denn leider heißt es morgen für meine steirische Crew Abschied nehmen.